BioDIVERsität

Natur des Jahres

Was ist Biodiversität?

Das gesamte Spektrum des Lebens auf der Erde wird mit dem Begriff Biodiversität oder auch Biologische Vielfal bezeichnet. Das ist die Vielzahl aller natürlich vorkommenden und gezüchteten Tier- und Pflanzenarten, Mikroorganismen und Pilze. Und zudem auch die Vielfalt der Lebensräume auf der Erde mit all ihren komplexen ökologischen Prozessen und Wechselwirkungen. Die Biodiversität ist für den Menschen eine der wichtigsten Lebensgrundlagen und ein Garant für die Lebensqualität, von der wir auf vielseitige Weise profitieren.

Wasserpflanze des Jahres

Amphibisch, wie ein Frosch, kann der Europäische Strandling (Littorella uniflora) je nach Wasserstand sowohl untergetaucht bis zu einer Tiefe von drei Metern oder auch an Land auf trockengefallenen Uferzonen leben. Damit ist er besonders gut an natürliche Wasserschwankungen und sommerliche Trockenperioden angepasst. Doch durch die extremen Dürrejahre und stark gefallene Seewasserspiegel, die sich vermutlich nicht wieder erholen, ist der Europäische Strandling  (L. uniflora) aktuell stark gefährdet. Aus diesem Grund vergeben der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), der Tauchsportverband Österreich (TSVÖ), der Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) und die Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques (CMAS) den Titel „Wasserpflanze des Jahres 2023“ an den Europäischen Strandling  (L. uniflora).

Lebensweise und Vermehrung

Der Europäische Strandling (L. uniflora) gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Von den 300 bekannten Arten dieser Familie wächst nur der Strandling auch unter Wasser. In seiner untergetauchten Form ist der Europäische Strandling steril; die Vermehrung erfolgt unter Wasser ausschließlich vegetativ (ähnlich wie z.B. Erdbeeren mit ihren Ablegern). Über Wasser kann er sich auch generativ, also mit Samen und Pollen, vermehren. Dafür ist der Europäische Strandling (L. uniflora) auf trockengefallene Ufer im Sommer angewiesen. Dann bilden die Pflanzen in der Zeit zwischen Mai und Juni je eine gestielte männliche und zwei bis acht weibliche Blüten. Die männlichen Pollen werden durch den Wind verbreitet und können so die umliegenden weiblichen Blüten bestäuben. Bei spät fallenden Wasserständen kann dieses Schauspiel auch bis in den September hinein beobachtet werden.


Gefährdung

Durch seine besondere Lebensweise ist der Europäische Strandling (L. uniflora) auf natürliche Schwankungen der Wasserstände und naturbelassene Uferzonen angewiesen. Durch menschliche Eingriffe wie Wasserbau und Landwirtschaft und damit verbunden Nährstoffeintrag haben in den letzten Jahrzenten zu einem Rückgang der Bestände geführt. Aber auch die untergetauchte Form des Europäischen Strandlings (L. uniflora) ist zunehmend durch wühlende Fische (Karpfen) gefährdet, die bei der Nahrungssuche nach Würmern und Schnecken die Pflanzen aus dem Grund lösen und mit Sediment bedecken. Der Europäische Strandling (L. uniflora) wird in den Roten Listen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz als stark gefährdet eingestuft und kommt nur fragmentarisch in abflusslosen nährstoffarmen Seen vor. Der Klimawandel und die damit einhergehenden zunehmende Verdunstung stellen eine weitere Bedrohung der Art dar. Durch die sinkenden Wasserstände fallen die Uferbereiche zunehmend trocken und verbuschen, der kleinwüchsige Europäische Strandling (L. uniflora) wird dabei von konkurrierender Landvegetation oder durch menschlicheTrittschäden durch Freizeitnutzung verdrängt.

 

Verbreitung

Der Europäische Strandling (L. uniflora) ist ein echter Europäer, sein Vorkommen beschränkt sich auf den atlantischen und subatlantischen Teil Europas und die Azoren. Dabei gibt es noch stabile großflächige Vorkommen in nährstoffarmen Seen Nordwesteuropas. Jedoch ist heute fast die Hälfte aller bekannten Vorkommen in Deutschland  bereits erloschen.


Bilder: Silke Oldorff

Der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) hat gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwassersportverband (SUSV) die Hornblättrige-Armleuchteralge (Chara tomentosa) zur „Wasserpflanze des Jahres 2022“ gewählt, um auf die zunehmende Gefährdung der europaweit am stärksten bedrohten Lebensräume, den Klarwasserseen, Boddengewässern aber auch Sekundärgewässern aufmerksam zu machen.

Mit der jährlichen Wahl zur „Wasserpflanze des Jahres“ weisen die drei Tauchverbände auf die immer noch anhaltende Verschlechterung vieler sensibler Tauchgewässer in Deutschland, Österreich und der Schweiz hin. Sporttauchern und allen anderen Wassersport- und Naturfreunden wird so die Schutzbedürftigkeit der Unterwasservegetation nähergebracht. Denn Veränderungen in unseren Gewässern werden meist zuerst von Sporttaucher:innen bemerkt.

Korallen der Klarwasserseen

Armleuchteralgen werden gern die „Korallen der Klarwasserseen“ genannt; sie bilden die Riffe in unseren Breiten. Die Hornblättrige Armleuchteralge ist mit ihrer roten Färbung die Schönste und Auffälligsten unter den Riffbildnern. Bei Tauchgängen und Bootsfahrten kann man häufig rötlich-überlaufene Pflanzen beobachten. Die rötliche Färbung der Armleuchteralge ist einzigartig und wird durch ein spezielles Carotin bedingt. Während in Gefäßpflanzen hauptsächlich Beta-Carotin verkommt, enthält Chara tomentosa zusätzlich Gamma-Carotin. Dieser Farbstoff ist besonders in jungen Zellen eingelagert und dient wahrscheinlich als Schutz vor Starklicht und UV-Strahlung.

Die Hornblättrige-Armleuchteralge (Chara tomentosa) ist im See ein Indiz für die geringe Nährstoffbelastung. Darüber hinaus mögen Armleuchteralgen kalk- bzw. basenreiche Gewässer und bilden dann stabile Grundrasen. Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat sie in der Mecklenburgischen Seenplatte und im Voralpenland. Aber auch im Brackwasser der Ostsee und in Sekundärgewässern in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Bayern ist sie zu Hause.

Fast verschollen

In den 50-er Jahren deckte die Hornblättrige Armleuchteralge „in ungeheuren Mengen“ den Seeboden des Zürichsees. Im Bodensee wurde sie „schiffsladungsweise“ zur Kompostgewinnung geerntet. Mitte der 90-er Jahre galt die Hornblättrige Armleuchteralge für den Bodensee und Zürichsee durch massive Einleitung von Abwässern noch als ausgestorben. Heute können wir sie wieder im Bodensee beobachten und erste Pflanzen wurden 2018 im Zürichsee wiederentdeckt. In vielen Seen in der Schweiz bis auf die Alpen-Nordflanke gilt sie als verschollen. In Österreich sind die weitaus größten Vorkommen im Attersee und im Irrsee zu finden. Im Traunsee ist sie seit 1952 verschollen. In den Seen Schleswig-Holsteins war sie einst eine der am weitverbreitetsten Arten des Flach- und Tiefenwassers der großen Seen. Die letzten Vorkommen im Suhrer See sind seit 2002 verschollen und die übrigen Vorkommen sind der Eutrophierung zum Opfer gefallen. In Hessen gilt die Art in der aktuellen Roten Liste 2021 als ausgestorben. Aber auch in der Mecklenburgischen Seenplatte ist diese Art aus vielen Seen verschwunden bzw. die Bestände werden durch Eutrophierung und Fischbesatz zurückgedrängt.

In Deutschland und in der Schweiz gilt die Hornblättrige Armleuchteralge als gefährdet. Österreich sieht eine besondere Verantwortung für die Art. Der Schutz vor Eutrophierung sowie eine extensive fischereiliche Nutzung inklusive eines Fischbestandes, der an den Gewässertyp angepasst ist, gelten als wichtigste Maßnahmen. Besonders im gemeinsamen Projekt von VDST und NABU „Naturschutztauchen“ konnte der Rückgang der Hornblättrigen Armleuchteralge zunehmend beobachtet werden.

Bilder: Silke Oldorff

Eine der schönsten und eigenartigsten europäischen Wasserpflanzen, die Wasserfeder, erhält vom Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) sowie der Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques (CMAS) den Titel „Wasserpflanze des Jahres 2021“. Mit der Ernennung der Wasserpflanzen machen die Verbände seit Jahren auf Umweltschutzthemen aufmerksam. Die für 2021 ernannte Wasserfeder ist stark bedroht.

Besonders in Kleingewässern und Teichen, Gräben und Bruchwäldern kommt sie vor, oder auch in den Altarmen großer Flüsse, ganz selten findet man sie auch in Seen – die Wasserfeder (Hottonia palustris). Gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreich (TSVÖ), dem Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) und der Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques (CMAS) hat der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) die Wasserfeder zur „Wasserpflanze des Jahres 2021“ gekürt. Sie wollen damit auf die Gefährdung dieser Art und einen dringlichen Gewässerschutz aufmerksam machen.

Die feingliedrigen Blätter erinnern an die der Tausendblätter (Gattung Myriophyllum). Besonders anmutig sind die Blütenstände, die im Mai und Juni bis zu 20-30 cm über den Wasserspiegel ragen, denn wie nur ganz wenige Wasserpflanzen wird die Wasserfeder durch Insekten außerhalb des Wassers bestäubt. Die teilweise auch Wasserprimel genannte Pflanze gehört tatsächlich zu den Primelgewächsen. Sie ist in Europa die einzige Art dieser weltweit über 600 Arten zählenden Familie, die ganzjährig ein untergetauchtes Leben führt.

Die Art ist ein echter „gemäßigter Europäer“, auch wenn sie im Osten bis nach Westsibirien vorkommt. In Nordeuropa wird sie rar – sie fehlt in Norwegen. Aber auch im Mittelmeerraum fehlt die Art. So konzentriert sich die Wasserfeder auf die gemäßigten Teile Europas zwischen Irland, Großbritannien und Frankreich im Westen und dem Großen Vasyugan-Moor in Russland im Osten. Ihre Hauptverbreitung in Deutschland hat die Wasserfeder im Tiefland. Sie steht auf der Vorwarnliste und auf den Roten Listen einiger Bundesländer wird sie als „gefährdet“ (RL3) eingestuft. Auf den Roten Listen der Schweiz und Österreichs wird sie als „stark gefährdet“ (RL2) geführt. Entwässerungen, Gewässerausbau einhergehend mit Gewässerverschmutzung und Eutrophierung sind die Hauptgefährdungsursachen. Insbesondere landwirtschaftliche Stoffeinträge setzen der Wasserfeder zu. Die Art schätzt eigentlich eine mäßige bis gute Nährstoffversorgung, aber die Hypereutrophierung in intensiv ackerbaulich genutzten Regionen und der stark gestiegene Einsatz von Herbiziden in der Landwirtschaft stellen für die Wasserfeder ein großes Problem dar.

Die Wasserfeder gehört zu denjenigen Wasserpflanzen, die als so genannte Helophyten mit Schwankungen des Wasserstands gut zurechtkommt. Fallen Gewässer trocken, bildet die Wasserfeder eine Landform, einen dunkelgrünen Rasen von 15 mm Höhe. Während bei der Wasserform die Wurzeln nur als Haftorgane dienen, sorgen sie bei der Landform zusätzlich für die Nährstoffaufnahme. Bei der untergetauchten Form werden die Nährstoffe über die Blattflächen aufgenommen. Die Landform bildet keine Blütenstände, kann sich aber schnell wieder untergetauchten Wachstumsbedingen anpassen.

Die Wasserfeder ist ohne Zweifel eine der schönsten und eigenartigsten europäischen Wasserpflanzen.

Bilder: Silke Oldorff

Er sieht aus wie der grüne Planet Erde und erfüllt einer japanischen Legende nach Wünsche, sobald man ihn ins Wasser taucht. Die Rede ist vom Echten Seeball (Aegagropila linnaei). Hier bei uns soll der Seeball für das Jahr 2020 das Symbol sein, um auf die Dringlichkeit eines wirksamen Gewässerschutzes aufmerksam zu machen. Daher haben der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) den Echten Seeball zur Wasserpflanze des Jahres 2020 gekürt.

Der Seeball soll Wünsche erfüllen

Der Echte Seeball (Aegagropila linnaei) ist eine Alge, wächst mit maximal fünf Millimetern pro Jahr ausgesprochen langsam und bildet dabei drei unterschiedlichen Formen: Als Rasen, dicht nebeneinander vor allem auf Felsen; als Büschel, vor allem an Kieseln, kleinen Steinen oder auch als schwebende nicht fest am Sediment haftende Matte oder – und das ist sicher die interessanteste Form – als freischwebende 10 bis 30 Zentimeter große, filzige Kugel.
In Japan wird die freischwebende Kugel „Marimo“ genannt – „Mari“ ist ein traditionell japanischer Spielzeugball und „Mo“ eine Sammelbezeichnung für Wasserpflanzen. Die Japaner verehren den Echten Seeball und haben ihn in der Kategorie „Naturschatz Japans“ gesetzlich geschützt. Eine Legende besagt, wenn man den „Marimo“ ins Wasser taucht, erfüllt er Wünsche. In Japan und auch in Island wurde er gar zum Briefmarkenmotiv – eine Aufmerksamkeit, die sicher nur wenigen Algen zuteil wird.

Weit verbreitet aber doch extrem selten

Das Vorkommen des Echten Seeballs (Aegagropila linnaei) ist auf die nördliche Hemisphäre beschränkt. Trotz des in seiner Ausdehnung gewaltigen Areals zwischen Alaska und Japan wurde er bislang in nur 233 Gewässern einschließlich der Ostsee gefunden – weit verbreitet aber doch extrem selten. Sein Lebensraum ist der nährstoffarme, im Winter vereiste See mit mittlerer bis hoher Kalkversorgung, in einigen Fällen auch mit Brackwassereinfluss. Hier hat er sich perfekt an geringe Lichtverhältnisse und das Zusammenspiel zwischen Strömung und Hydromorphologie angepasst und bildet Kolonien im Tiefwasser. Zudem werden die Bälle durch die Bewegung von Detritus, also Schwebe- und Sinkstoffen, gereinigt. Ein faszinierendes Phänomen sind seine phototaktischen Bewegungen: bei einer ausreichend starken Beleuchtung schweben die Kolonien tagsüber an die Oberfläche des Sees und sinken nachts wieder zum Gewässergrund ab.
Global ist die Art an fast 60 Prozent der ehemals bekannten Vorkommen verschwunden, und diese Information ist bereits zehn Jahre alt. In Nordwestdeutschland ist der Echte Seeball bereits ausgestorben. Der Verlust vieler ursprünglich oligotropher Seen durch Eutrophierung und andere Faktoren hat den Lebensraum dieser faszinierenden Algenart zerstört. So sind bekannte Vorkommen wie z.B. im Galenbecker See und im Tiefwarensee in Mecklenburg-Vorpommern erloschen. Erst kürzlich wurde sie jedoch im Feldberger Haussee in Mecklenburg-Vorpommern wiederentdeckt, es handelt sich damit um das letzte Vorkommen im seenreichsten Bundesland.

Mitmachen und Funde melden

In Brandenburg sind durch das Projekt „Tauchen für den Naturschutz“ noch drei Vorkommen nachgewiesen, zwei davon im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Es liegt in unserer Hand, den Echten Seeball zu schützen – dies gelingt nur durch unbeirrten Gewässerschutz. Dabei ist es wichtig, in Seen mit landwirtschaftlicher Nutzung im Einzugsgebiet konsequent die Nährstofffrachten zu verringern. Auch in Seen, die in bewaldeten Einzugsgebieten liegen, sind Seeball-Vorkommen verschwunden. Hier deutet vieles darauf hin, dass benthivore Fische, insbesondere Karpfen und Bleie, durch ihre Wühltätigkeit zum Verschwinden der Art beigetragen haben.
Bitte Funde melden: Wenn Sie aktuelle Vorkommen des Echten Seeballs kennen, bitte melden Sie ihre Funde an Silke Oldorff unter 01723945085 oder per Email an silke.oldorff@vdst.de.

Text und Bilder Silke Oldorff

Mit der Wahl des Europäische Froschbisses zur Wasserpflanze des Jahres 2019 möchten wir auf die Gefährdung des Flachwasserbereiches aufmerksam machen, der ein ganz wichtiger Lebensraum für Wassertiere und Wasserpflanzen ist.

Die herzförmigen Schwimmblätter des Europäischen Froschbisses ähneln kleinen Seerosenblättern. Die Blätter sind rundlich bis nierenförmig und an der Oberseite glänzend grün. Die Unterseite ist leicht rötlich. Die Blattnerven verlaufen beidseits des Stielansatzes mit 2 bogigen- unverzweigten Hauptnerven. Der Durchmesser der Schwimmblätter beträgt 1,5-5 cm. Am Anfang des Blattstieles sitzen auch zwei ca. 2 cm lange, schmale Nebenblätter.

Die zahlreichen Wurzeln hängen frei im Wasser und nehmen dort die Nährstoffe auf. Nur an flachen Stellen haften sie im Sediment. Die Pflanze selbst bildet Rosetten, die durch die Erzeugung von Ausläufern von 5-20 cm Länge entstehen, an deren Enden sich neue Rosetten (Tochterpflanzen) bilden. Dadurch hängen die Pflanzen als dichte Verbände in Schwimmblatt-Teppichen zusammen.

Die Art ist einhäusig, bildet aber weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze aus.
Die weiblichen Blüten (1-2 cm) sind etwas kleiner und einzeln stehend. Die männlichen Blüten sind bis zu 3 cm groß und können einzeln oder bis zu dritt an 2-6 cm langen Stielen stehen.
Die 3 weißen Kronenblätter haben einen gelben Grund.

In kälteren Gewässern wie z. B. in Finnland blüht der Froschbiss manchmal gar nicht. Für die Vermehrung der mehrjährigen Pflanze ist das auch nicht notwendig. Es bilden sich meist in der Wachstumszeit viele Ausläufer mit kleinen Grundrosetten, die sich, sobald sie Wurzeln getrieben haben, von der Mutterpflanze lösen können. Die schwimmenden Rosetten können sich so langsam ausbreiten. Oft bilden sie aber dichte, ineinander- verschlungene Teppiche.

Im Herbst bilden sich dann Überwinterungsknospen (Turionen). Wenn sich das Gewässer wieder erwärmt, beginnen die Turionen zu wachsen und lagern Sauerstoff in den Blättern. Bei ausreichend gebildeten Blättern und darin eingelagertem Sauerstoff erhält die Pflanze genug Auftrieb um an die Wasseroberfläche aufzusteigen.

Vorkommen und Verbreitung

Der Forschbiss bevorzugt langsam fließende und geschützte stehende, warme und nährstoffreiche Gewässer bis 1 m Wassertiefe. Er ist in ganz Eurasien verbreitet. In Deutschland ist er häufiger im norddeutschen Tiefland zu finden.

blühende Pflanze, Bild: Silke Oldorff

Gefährdung

In Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz ist der Froschbiss gefährdet. In Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt ist er stark gefährdet und in Thüringen sogar vom Aussterben bedroht. Nur in Schleswig-Holstein gilt die Pflanze als nicht gefährdet.
In Österreich kommt der Froschbiss in allen Bundeslaändern, außer Tirol und Vorarlberg vor ist aber stark gefährdet. Nachdem er für Oberösterreich als verschollen geführt wurde, gab es 1998 einen Wiederfund bei Steyregg. Nur in Kärnten ist er ausgestorben bzw. verschollen. Da der Froschbiss aber gerne in Gartenteichen gehalten wird, können einzelne Funde auch auf eine beabsichtigte oder unbeabsichtigte Verwilderung zurückzuführen sein.
In der Schweiz ist der Froschbiss im Kanton Thurgau und Waadt vollständig geschützt.

Interessantes

Der botanische Name Hydrocharis morsus-ranae wurde künstlich aus den griechischen Wörtern für “Wasser” sowie “Anmut und Schönheit” gebildet. Der Froschbiss wird zum erste Mal bei den niederländischen Botanikern Lobelius und Dodonaeus in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erwähnt. Der Name Froschbiss ist natürlich nicht darauf zurückzuführen, dass Frösche in die Blätter beißen. Er bezieht sich vielmehr auf den Lebensraum der Schwimmblattpflanze im Uferbereich, der ebenfalls gerne von Fröschen besiedelt wird. Der “-biss” erklärt sich mit den am Grund eingebuchteten Blätter, die wie “ausgebissen” erscheinen. Auch die niederländischen (kikkerbeet), englischen (frogbit) oder norwegischen (froskebitt) Namen bedeuten genau dasselbe wie Froschbiss im Deutschen.

Der Froschbiss als Neobiot

Als Teichpflanze kam der Froschbiss 1938 erstmals in die Region von Ottawa in Kanada. Seither breitet er sich der invasive Neophyt in verschiedenen Regionen Kanadas aus. 1993 wurde er erstmals in dem US Bundesstaat Vermont entdeckt. Weitere Vorkommen gibt es zur Zeit in Maine, Michigan, New York, Ohio, Pennsylvania und Washington.

Text und Bilder von PD Dr. Ralph O. Schill und Volker Krautkrämer

Stern-Armleuchteralge (Nitellopsis obtusa)

Die Stern-Armleuchteralge (Nitellopsis obtusa) hat in den zurückliegenden Jahren zwar nicht in Bezug auf ihre geografische Verbreitung, wohl aber in Bezug auf ihre Ausdehnung und Tiefenzonierung innerhalb der Gewässer, in denen sie lebt, massive Bestandseinbrüche zu verzeichnen. Dies zeigen unter anderem Ergebnisse des Projektes „Tauchen für den Naturschutz“, einer Kooperation des VDST mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU). „Die Armleuchteralgen sind in unseren Klarwasserseen besonders gute und sensible Bioindikatoren, die eine Aussage über die Wasserqualität ermöglichen. Daher ist ein Monitoring, wie es im Projekt „Tauchen für den Naturschutz“ zusammen mit Sporttaucher stattfindet auch besonders wichtig“ ergänzt Schill.

 

Ihren Namen hat die Stern-Armleuchteralge von den sternchenförmigen weißlichen Sprossknollen. Diese stärkehaltigen Sprossknollen nennt man Bulbillen. Sie machen die Art im Vergleich zu anderen Armleuchteralgen unverwechselbar. Die von ihr gebildeten Grundrasen bieten für viele Wasserinsekten, Muscheln, Schnecken, Krebse und Jungfische einen wichtigen Schutz. Die dichte Pflanzendecke verhindert ein Aufwirbeln des Sedimentes und somit ein Freisetzen von im Seeboden gebundenen Nährstoffen. Gleichzeitig gibt die Stern-Armleuchteralge pflanzenhemmende Stoffe ab und unterdrückt dadurch das Phytoplankton. Die Seen werden dadurch klarer und da das einfallende Licht tiefer eindringen kann, kann auch die Stern-Armleuchteralge in ausgedehnteren Tiefen wachsen. Je klarer das Wasser, desto mehr Licht in größeren Tiefen und desto tiefer kann der Lebensraum von Wasserpflanzen besiedelt und klar gehalten werden. Dies gelingt in erster Linie den Armleuchteralgen, da sie in ihren Zellen Kalk einlagern und so dem großen Wasserdruck in der Tiefe trotzen können.

Die Sternarmleuchteralge kommt in ganz Deutschland vor und sie ist auch in den meisten europäischen Ländern zu finden.

 

Bilder: Typische Grundrasen können bis 3 Meter Höhe erreichen

Text und Bilder Silke Oldorff

Die Weiße Seerose (Nymphaea alba)

Die Weiße Seerose (Nymphaea alba) wird vom Verband Deutscher Sporttaucher e.V. (VDST) gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwassersportverband (SUSV) zur Wasserpflanze des Jahres 2017 gekürt. „Mit der Wahl der Seerose zur Wasserpflanze des Jahres 2017 möchten wir auf die Gefährdung des Flachwasserbereiches aufmerksam machen, der ein ganz wichtiger Lebensraum für Wassertiere und Wasserpflanzen ist“, erklärt VDST-Umweltreferent und Biologe Prof. Dr. Ralph O. Schill „Schaut man sich die Stengel und Blätter einmal genauer an, dann entdeckt man, dass dort viele mikroskopisch kleine Tiere leben und die Seerosen kleine Insel im Wasser darstellen.“

Die Weiße Seerose kommt mit Ausnahme des hohen Nordens in ganz Europa vor. Zum Wachsen braucht sie nährstoffreiche stehende und schwach fließende Gewässer. Die Wurzeln graben sich gerne in humus- und nährstoffreichen Schlamm ein und verankern damit die Schwimmblattpflanze. Die bevorzugte Wassertiefe beträgt rund ein bis eineinhalb Meter, die Blattstängel können bis 3 Meter lang werden und damit hält sie in Europa den Rekord der längsten Blattstiele.

Um Schwankungen des Wasserspiegels auszugleichen sind die Blatt- und Blütenstiele elastisch. Als Besonderheit haben sie ein Durchlüftungsgewebe, das ist eine Anpassung an die oftmals vorherrschende Sauerstoffarmut des schlammigen Gewässergrundes  und dient gleichzeitig auch für Auftrieb der Schwimmblätter. Im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen befinden sich die Spaltöffnungen zur Atmung an der Blattoberfläche und eine wasserabstoßende Wachsschicht sorgt dafür, dass Regentropfen schnell vom Blatt ins Gewässer rutschen. Die dunkelgrünen, herzförmig eingeschnittenen Schwimmblätter können eine Größe von bis 30 cm im Durchmesser erreichen. Die charakteristischen weißen Blüten sind bis zu 15 cm im Durchmesser groß und lassen sich an warmen Standorten bereits im Mai bis in den September hinein bewundern. Abends und bei Regenwetter schließen sich die Blüten, tagsüber werden sie von vielen Insekten, vor allem Hummeln und Fliegen besucht. Im Spätsommer wachsen dann kleine schwimmfähige Sammelfürchte heran, die sich nach und nach von der Pflanze lösen. So können die Samen dann durch Wasserbewegungen und Tiere wie Wasservögel verbreitet werden.

Mythen und Sagen

Der lateinische Name Nymphaea alba lässt sich auf Nymphen, weibliche Naturgeister aus der griechischen und römischen Mythologie, zurückführen. Der Sage nach verliebte sich eine solche Nymphe, doch ihre Liebe wurde nicht erwidert. So starb sie an gebrochenem Herzen. Die Götter hatten Mitleid und ließen sie als Seerose wieder auferstehen. Auch in Deutschland rangen sich viele Mythen um die Schwimmblattpflanze. So heißt es, dass wer versucht sie zu pflücken von Nixen in die Tiefe herabgezogen wird und ertrinkt. Tatsächlich gibt es auch immer wieder Unfälle, bei dem sich Badende in den langen und festen Blattstengel verfangen haben.

Alle Teile der Seerose sind giftig und früher wurde sie in der Pflanzenheilkunde verwendet. Im Mittelalter galt die Weiße Seerose als Symbol der Keuschheit. Mönche und Nonnen nutzten den Pflanzensaft um ihren Sexualtrieb zu dämpfen und daher wird sie in alten Quellen auch als „Vernichter der Liebe“ beschrieben.

Die Weiße Seerose (Nymphaea alba) ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz geschützt. Sie ist bedroht durch das Auspflanzen von Seerosen-Hybriden. Es kommt dadurch zu einer genetischen Veränderung der Seerose.

Die Verwandtschaft

Die in den ruhigen Flussarmen des südamerikanischen Amazonas vorkommende Amazonas-Riesenseerose (Victoria amazonica) hat die größten Schwimmblätter weltweit. Die Blätter mit einem  Durchmesser zwischen 2 und 4 Meter können ein Gewicht von bis zu 40 kg tragen.

Bilder: Silke Oldorff

Der Flutende Wasserhahnenfuß wurde vom Verband Deutscher Sporttaucher e.V. (VDST) gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwassersportverband (SUSV) zur Wasserpflanze des Jahres 2016 gekürt. „Damit möchten wir auf seine zahlreichen, wichtigen Funktionen für den Lebensraum Fließgewässer aufmerksam machen“, erklärt Dr. Ralph O. Schill, Umweltreferent im VDST und Biologe.

Unter Wasser unscheinbar, ein weißes Blütenmeer an der Oberfläche

Der Flutende Wasserhahnenfuß wurde 1779 von dem französischen Botaniker und Zoologe, Jean-Baptiste de Lamarck beschrieben. Die meiste Zeit des Jahres ist sie eine wenig beachtete Wasserpflanze, die man in größeren, schnell fließenden Bächen und kleineren Flüssen findet. Diese werden vorwiegend nicht wärmer als 18°C und haben eine gute Sauerstoffversorgung. Mit zunehmender Größe eines Fließgewässers und der einhergehenden Trübung bzw. Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit und Temperaturerhöhung verschwindet sie wieder. Um sie herum kommen als typische Pflanzenarten oft  Laichkräuter, Wasserpest und Sumpfschwertlilien vor. Der Flutende Wasserhahnenfuß hat nur Unterwasserblätter, die sehr lang und sehr kräftig sind. Charakteristisch sind die großen weiten Blüten, die sich oberhalb der Wasseroberfläche befinden und Flüsse in ein weißes Blütenmeer verwandeln können.

Lebensraum und Restaurant zugleich

„Das dichte Blattwerk unter Wasser und an der Wasseroberfläche stellt einen sehr wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl an im Bach und Fluss lebenden Tieren da“, so Schill, „besonders die Wasserinsektenlarven und kleine Krebse finden hier einen guten Schutz vor Fressfeinden und gleichzeitig einen reich gedeckten Tisch.“ Auch für die Jungfische von Barbe, Rotfeder, Flussbarsch und Zander ist das Grün Lebensraum und Restaurant zugleich. Größere Vorkommen beeinflussen aber auch maßgeblich die Struktur des Gewässers in dem die Wurzeln den Gewässergrund stabilisieren, die Erosion am Grund verringern und damit einen positiven Einfluss auf den Uferbereich haben.

Bilder: Silke Oldorff

Der Wasserschlauch (Utricularia) wurde vom VDST gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwassersportverband (SUSV) zur Wasserpflanze des Jahres 2015 gekürt. „Begegnet einem der Wasserschlauch auf einem Tauchgang, dann schwebt meist ein unauffälliges Pflanzengeflecht an einem vorüber“, erklärt VDST-Umweltreferent und Biologe Dr. Ralph O. Schill. „Erst beim genaueren Betrachten erkennt man die vielen kleinen Fangbläschen mit denen das Grün zu einer tödlichen Falle für viele kleine Wassertiere wird.“

Die artenreichste Gruppe der fleischfressenden Pflanzen

Spross mit Fangblasen

Weltweit gibt es 220 Wasserschlaucharten (Utricularia), davon sind sieben bei uns heimisch. Diese im Wasser lebenden Blütenpflanzen wachsen in stehenden und sehr langsam fließenden Gewässern mit geringem Nährstoffgehalt. Wasserschlaucharten besitzen meist keine echten Wurzeln, sie schweben frei im Wasser. Einige Arten, die in fließenden Gewässern vorkommen, bilden Wurzeln aus, um sich am Grund verankern zu können.

Kleinere Tiere tappen in Sekunden in die schnellste Pflanzenfalle

Der Wasserschlauch besitzt kleine Fangbläschen, die wie eine Saugfalle funktionieren. Wenn kleine Tiere, wie beispielsweise Wasserflöhe, diese Bläschen berühren, öffnen sie sich und die Tiere werden innerhalb weniger Millisekunden in die Falle gesaugt. Drüsenhaare im Inneren scheiden dann Verdauungsenzyme ab und die Tiere werden verdaut.

Gegen Ende des Herbstes bilden sich die fleischfressenden Pflanzen zurück und überleben die kalten Monate in einer Art Winterschlaf. Die grüne Blattfarbe verändert sich in eine tiefbraune. Mit den ersten Frühlingsstrahlen aktivieren sich die Fangbläschen wieder – und die gefährliche Zeit für Kleintiere beginnt von neuem.

Gefährdet und vom Aussterben bedroht

Blüte des Südlichen Wasserschlauches

Der Verkannte Wasserschlauch (Utricularia australis) gilt als gefährdet und der Gewöhnliche Wasserschlauch (Utricularia vulgaris) wird als vom Aussterben bedroht eingestuft. Insbesondere die Zunahme an Nährstoffen, besonders an Phosphor- und Stickstoffverbindungen in den Gewässern aber auch die Trockenlegung von Feuchtbiotopen hat in den letzten Jahrzehnten zum starken Rückgang dieser Arten bei uns geführt.

Fangfähige Fangblasen

Bilder: Silke Oldorff

Weiterführende Links

www.botanik-bochum.de/html/jahrbuch/2015/Pflanzenportraet_Utricularia_australis_vulgaris.pdf

Zur Eröffnung der “boot 2014” in Düsseldorf, gaben TSVÖ, SUSV und VDST die Wasserpflanze des Jahres 2014 bekannt. Damit und mit einer eigens für die Wasserpflanze des Jahres erstellten Postkarte geben die Sportverbände Wassersportfreunden und allen anderen Interessierten die Gelegenheit, sich mit dem “Grün” im Wasser zu beschäftigen. In diesem Jahr wurde das Echte Seegras (Zostera marina) ausgewählt und steht als Exempel für die Bedrohung vieler Wasserpflanzen, deren leises Verschwinden oft nur von Wassersportlern frühzeitig bemerkt wird und daher von der Öffentlichkeit meist unbemerkt bleibt.

Kinderstube und Lebensraum für Meerestiere

Das Echte Seegras ist Repräsentant für die wenigen Wasserpflanzen, die im Meer und Brackwasser vorkommen. Seegraswiesen haben eine wichtige Rolle als Kinderstube für eine Vielzahl von Meerestieren. Beispielweise die Gebänderte Grübchenschnecke (Lacuna divaricata), die Ostseegarnele (Leander adspersus) oder auch der Seehase (Cyclopterus lumpus) bewohnen diese Meereswiesen. “Der Zustand der Seegraswiesen ist ein sehr wichtiger Indikator für den ökologischen Zustand einer Küstenregionen”, so PD Dr. Ralph Schill, Fachbereichsleiter Umwelt und Wissenschaft im VDST. “Intakte Seegraswiesen dämpfen die Tiden- und Wellenbewegung am Grund und haben dadurch Einfluss auf die Bodenstruktur. Sie bauen große Mengen pflanzliche Biomasse auf, wirken als Biofilter und haben eine wichtige Funktion bei der Stabilisierung der Küsten. Nicht zuletzt stellen sie einen wichtigen Lebensraum für Jungfische und viele weitere Meerestiere dar”.

Biologie

Die diesjährige Wasserpflanze des Jahres kommt in der Ostsee, der Nordsee, dem Atlantik, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer vor. Ihre Blätter haben eine Länge von 30 bis 150 cm, die Blattbreite beträgt 0,3 – 0,9 cm. Sie ist auf Kies, Sand- und Schlickböden bis 11 m Wassertiefe zu Hause, von grüner bis bräunlichgrüner Farbe und hat einen kriechenden, glatten Wurzelstock. Die Blattform ist linear mit runder Blattspitze. Ihren ökologischen Wert hat sie durch die Wurzelbildung, die hilft Sedimente zu binden sowie als Schutz-, Aufenthalts- und Aufwuchszone für viele Arten. Hohe Bestandsdichten erreicht das Seegras bereits im Brackwasser, so dass große Teile der Ostsee und vor allem die deutschen Küstengewässer einen optimalen Lebensraum darstellen.

Bilder: Silke Oldorff

Das wechselblütige Tausendblatt (Myriophyllum alterniflorum DC.) ist eine ausdauernde, wintergrüne Wasserpflanze, die in kühlen, stehenden, unverschmutzten Gewässern vorkommt. Sie überwintert mit reduzierten Sprossen und wächst in Frühling bis zur Wasseroberfläche. Seinen Namen verdankt das Tausendblatt dem Stand seiner männlichen Blüten.

Das Wechselblütige Tausendblatt ist 0,5 bis in manchen Fällen

bis zu 2 m lang. Die Abstände zwischen Blattquirlen sind 5 bis 10 mm lang. Die Blattquirle sind drei- bis vierzählig. Die Blätter sind meist wechselständig gefiedert. Auf einer Pflanze befinden sich männliche und weibliche Blüten – sie ist einhäusig getrenntgeschlechtlich. Die Blütezeit ist im Hochsommer, doch die Pflanze blüht recht selten. Der enständige ährige Blütenstand ist relativ kurz, in wenigen Fällen wird er bis zu 12 cm lang. Die männlichen Blüten im oberen Teil des Blütenstandes sind oft wechsel- oder gegenständig. Die weiblichen Blüten dagegen sind quirlständig und befinden sich am unteren Teil des Blütenstandes. Die Früchte werden zwischen April und September reif, sind vierkammerig und werden ca 2 x 1,5 mm groß.

Lebensraum und Vorkommen

Das Wechselblütige Tausendblatt bevorzugt kühle nährstoffarme, kalkarme, stehende und langsamfließende Gewässer.

Das Verbreitungsgebiet des Wechselblütigen Tausenblatt reicht von Nordamerika, über China, Russland und Europa. Die Art ist jedoch stark gefährdet und so kommen nur noch vereinzelte Bestände vor.

Gefährdung

Die stärkste Bedrohung ist die Wasserverschmutzung. Das Wechselblütige Tausendblatt ist selten und stark gefährdet, unterliegt aber keinen weiteren Schutzbedingungen.

Bilder: Silke Oldorff

Das Dichte Laichkraut (Groenlandia densa (L.) Fourr.) oder Fischkraut ist eine ausdauernde Wasserpflanze, die in kühlen, langsam fließenden, unverschmutzten Gewässern vorkommt. Seinen Namen verdankt das Laichkraut der dichten Beblätterung und den oftmals dichten, flächendeckenden Beständen, die ein gutes Versteck für Fische aber auch Räuber bilden.

Das Dichte Laichkraut gehört wie die Wassernuss

Bild: Silke Oldorff

(Wasserpflanze des Jahres 2011) zu den echten Hydrophyten, d.h. sie sind Wasserpflanzen, die im Boden verankert sind und im Falle des Dichten Laichkrautes ganz unter Wasser Photosynthese betreben. Daher bildet das 10 bis 30 cm hohe Fischkraut auch keine Schwimmblätter aus. Der Stängel ist dicht mit eiförmig bis länglich-lanzettlichen Blättern besetzt und 10 bis 40 mm lang sowie 3 bis 15 mm breit werden können. Sie haben keine Blattscheide und umfassen paarweise den Stängel. Der Blütenstand ist 1 bis 3 blütig; die Blütezeit ist von Juni bis August.

Lebensraum und Vorkommen

Das Dichte Laichkraut ist zwar selten, bildet dann aber auch größere Bestände in geringeren Wassertiefen. Es bevorzugt kühle, langsam fließende, klare, unverschmutzte und nährstoffarme Gewässer im Lagen von 150 bis 1.000 m.

Das Verbreitungsgebiet des Dichten Laichkrautes reicht von Europa, über Kleinasien und Nordwestafrika. Verschiedene Quellen beschreiben es als entweder einheimische, inidgene Wasserpflanze oder als eingebürgerten Neophyt in Deutschland.

Gefährdung

Bild: Volker Krautkrämer

Die stärkste Bedrohung ist die Wasserverschmutzung. Das Dichte Laichkraut ist selten und ist stark gefährdet, unterliegt aber keinen weiteren Schutzbedingungen. Als Ursachen werden hierfür die ausbleibende Neubildung von Altwassern genannt.

Das Fischkraut benötigt sommerkalte Gewässer, so wie den Gosauer Fischteich.

Bild: Silke Oldorff

Die Wassernuss (Trapa natans) oder auch Wasserkastanie ist eine einjährige heimische Wasserpflanze, die bis zu 3 m lang werden kann und mit ihren Schwimmblättern große, flächendeckende Bestände, ähnlich der Seerose ausbilden kann. Ursprünglich ist sie in ganz Eurasien in sommerwarmen, nicht zu flachen Gewässern zu finden. Bereits in der Jungsteinzeit wurden ihre Nussartigen Früchte als Nahrungsmittel verwendet. Geschwässerverschmutzung und Entwässerung sind die Hauptgefährdung der Wassernuss die in den meisten Ländern als stark gefährdet gilt.

Die Wassernuss gehört zu den richtigen Hydrophyten, d.h. zu den Wasserpflanzen die am Boden verankert sind und ganz oder teilweise im Wasser Photosynthese betreiben. Sie kann bis zu 3 m lang werden, der Stengel ist entweder flutend, aufrechtstehend im Wasser oder aber auch kriechend am Boden. Es bildet sich eine Schwimmblattrosette mit 5 bis 50 Blättern. Diese sind rhombisch (rautenförmig), bis zu 6 cm lang und an der Spitze gezähnt. Die Oberseite ist dunkelgrün, die Unterseite braun und dicht behaart. Die Blattstiele sind 1,5 cm dick und in der Mitte aufgebläht und luftgefüllt, dies ermöglicht den Auftrieb an die Wasseroberfläche und zum Licht. Die Wassernuss blüht weiß. Besonders auffällig sind die Samen, die mit 2 oder 4 Zacken und Hörnern verstehen sein können und holzig sind. Die Pflanze ist durch ihre Blattform und den Früchten unverkennbar

Lebensraum und Vorkommmen

Die Wassernuss ist zwar selten, aber wenn sie vorkommt dann in größeren Beständen. Sie ist sehr gesellig. Ansprüche an die Wasserqualität reichen von nährstoffarm bis –reich, die Gewässer sollten nicht zu flach sein und eher kalkarm. Sie wächst auch in leicht eutrophen (nährstoffreichen) Gewässern, aber geht bei stärkerer Verschmutzung rasch zurück. Die Vegetationsdauer sollte bei mindestens 160 Tagen mit Temperaturen über 10°C liegen. Die bevorzugte Wassertiefe ist 1 bis 2 m mit humosen Schlammböden. Schatten mag sie gar nicht.

Die Wassernuss ist von Eurasien bis Japan verbreiten und ist auch in Ostafrika zu finden. In Nordamerika und Australien wurde sie eingeschleppt und hat sich als Neophyt im Osten der USA und Kanada eingebürgert. In Europa kommt sie in sommerwarmen Gebieten vor und ist von Zentralfrankreich bis Norddeutschland, Polen, Mittelrussland, aber auch Spanien, Mittelitalien, Griechenland und in der Türkei zu finden. Die Wassernuss ist eigentlich ein voreiszeitliches Relikt. Sie war damals, aber auch in den wärmeren zwischeneiszeitlichen und kurz nach der Eiszeit, weiter verbreitet und viel häufiger als heute.

Besonderheiten

Durch die vegetative Vermehrung, d.h. Ausbildung von Tochterrosetten, kann sie große Schwimmblattbestände ausbilden, ähnlich der Seerosen oder Laichkrautarten. Selbst größere Wasserstandschwankungen und gelegentliches Trockenfallen übersteht sie gut. Die Nussartigen Früchte sind essbar und waren schon in der Jungsteinzeit ein wichtiges Nahrungsmittel. Allerdings muss die Frucht erhitzt werden um darin enthaltene Giftstoffe abzubauen. Die Verbreitung der Wassernuss erfolgt hauptsächlich durch Vögel, aber auch Säugetiere und Menschen.

Gefährdung

Die stärkste Bedrohung ist die Wasserverschmutzung und die Entwässerung, in den meisten Ländern, bis auf Frankreich), ist sie (stark) gefährdet. In Deutschland ist die Wassernuss auf der Roten Liste. Laut FloraWeb gibt es in den meisten Bundesländern nur noch ein bis zwei gesicherte Bestände in vielen keine mehr. Ursachen werden hierfür neben den oben genannten auch die Regulierung großer Flüsse und die ausbleibende Neubildung von Altwassern genannt.

Bilder: Silke Oldorff

Quellen

Käsermann, C. & D. M. Moser. 1999. EW Trapa natans L. – Wassernuss – Trapaceae. In: Merkblätter Artenschutz – Blütenpflanzen und Farne. Stand: Oktober 1999. 344 pp. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL; neu BAFU), Reihe “Vollzug Umwelt”. S. 272-273

Fische des Jahres

Der Hering ist Fisch des Jahres 2021. Gewählt wurde er gemeinsam vom Deutschen Angelfischerverband (DAFV) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST). Der Hering ist eine häufige und weit verbreitete Fischart, von der die kommerzielle Fischerei jährlich bis zu hunderttauend Tonnen fängt. Mit der Wahl zum Fisch des Jahres sollen der Hering und seine Gefährdung, aber auch die bedrohte biologische Vielfalt im Meer verstärkt Aufmerksamkeit erhalten.

Fisch des Jahres 2021 - Hering / Foto: DAFV, Eric Otten

Kaum eine andere Fischart hat eine so große wirtschaftliche Bedeutung wie der Hering – und dies schon seit mehr als 1000 Jahren, als die Möglichkeit der Konservierung von Heringen durch Salz entdeckt worden war. Im Jahr 2018 wurden in der kommerziellen Fischerei in Deutschland 69.000 Tonnen Heringe angelandet, 52.000 Tonnen davon wurden außerhalb deutscher Hoheitsgewässer gefangen. Der Marktanteil von Hering und Heringsprodukten liegt aktuell bei 15 bis 20 Prozent aller Fischprodukte und der Pro- Kopf-Verzehr bei ungefähr zwei Kilogramm pro Jahr. Damit liegt der Hering auf Platz 4 der Liste der beliebtesten Speisefische.

Auch für die Freizeitfischerei hat der Hering eine große Bedeutung. Nach Abschätzungen des Thünen-Instituts für Ostseefischerei betragen die Heringsfänge der Freizeitangler an den deutschen Küsten der Ostsee jährlich rund 1.500 Tonnen.

„Der Fang von Heringen bietet der Bevölkerung in Deutschland über die Freizeitfischerei eine Möglichkeit Fische auf einfache Art und Weise für den Eigenbedarf zu fangen. In Zeiten der Covid-19-Pandemie mit eingeschränkter Reisetätigkeit und verstärkten Kontaktbeschränkungen suchen die Menschen auch verstärkt Erholung in der Natur im eigenen Land“, erklärt Dr. Christel Happach-Kasan, Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbands e.V.

Obwohl es sich eigentlich um eine sehr häufige Fischart handelt, ist der Laicherbestand des frühjahrslaichenden Herings der westlichen Ostsee von 300.000 Tonnen in den 1990er Jahren auf 60.000 Tonnen im Jahr 2020 gesunken. Seit 2006 befindet sich der Hering außerhalb sicherer biologischer Grenzen, das heißt, seine erfolgreiche Fortpflanzung ist akut gefährdet. Seit 2019 empfiehlt der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) daher die Fischerei in der westlichen Ostsee vorübergehend einzustellen, um eine Erholung zu ermöglichen. Der zuständige Europäische Fischereirat hat die Fangquoten für die Berufsfischerei in den letzten Jahren abgesenkt, zuletzt im Oktober 2020 um 50 Prozent.

Neben der Fischerei gefährdet die klimawandelbedingte Erhöhung der Meerestemperatur den Fortpflanzungserfolg des Heringsbestandes in der westlichen Ostsee. Durch die hohen Temperaturen im Frühjahr schlüpfen die Larven bevor ausreichend Nahrung verfügbar ist – sie verhungern. Die hohen Nährstoffkonzentrationen in der Ostsee, maßgeblich durch die Düngung in der Landwirtschaft und über die Flüsse ins Meer gebracht, führen zu einem starken Wachstum einzelliger Algen und weniger Licht im Wasser. Größere Algen können daher nicht mehr wachsen und den Heringen fehlt in Folge das für die Fortpflanzung nötige Laichsubstrat. So hat zum Beispiel im Greifswalder Bodden, einem der wichtigsten Laichgebiete für den frühjahrslaichenden Hering, die Bedeckung des Meeresbodens mit höheren Wasserpflanzen auf etwa sieben Prozent der ursprünglichen Fläche abgenommen.

Hintergrund

Der Atlantische Hering ist eine Schwarmfischart mit silbrigem Schuppenkleid. Er kann eine maximale Länge von 45 Zentimetern und ein Gewicht bis zu einem Kilogramm erreichen, bleibt aber mit etwa 30 bis 35 Zentimetern und einem Gewicht von 120 bis 200 Gramm meist deutlich kleiner. Der Hering hat keine erkennbare Seitenlinie. Nur die ersten fünf Schuppen nach dem Kiemendeckel haben entsprechende Öffnungen. Entlang einer gedachten Seitenlinie befinden sich etwa 60 Schuppen. Zum Auffinden von Nahrung und zur Orientierung dient ein aus vier verknöcherten Röhren bestehendes Kopfkanal-System, das druckempfindliche Zellen aufweist. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zur ähnlichen Sprotte sind die hinter dem Beginn der Rückenflosse ansetzenden Bauchflossen.

Die westliche Verbreitungsgrenze des Atlantischen Herings liegt in den USA (South Carolina). Das Vorkommen erstreckt sich dann über das südliche Grönland und Island bis Spitzbergen und das russische Nowaja Semlja bis in die Ostsee und den Golf von Biskaya.

Heringsschwärme können mehrere Tausend Fische umfassen. Sie leben im Freiwasser der Meere und halten sich meist in Tiefen von 150 bis 350 Metern auf. Abends wandern sie zur Nahrungsaufnahme an die Oberfläche. Heringe fressen Zooplankton, das sie aktiv jagen, können aber bei entsprechendem Nahrungsangebot auch zu einer filtrierenden Nahrungsaufnahme übergehen.

Zum Laichen kommen einige Heringsbestände bis dicht an die Ufer in flache Wasserzonen. Dabei unternehmen sie teilweise weite Wanderungen zwischen ihren Fortpflanzungs- und Nahrungsgebieten. Unterschiedliche Bestände des Herings laichen zu unterschiedlichen Zeiten. Man unterscheidet Frühjahrs- und Herbstlaicher. In der Ostsee sind Heringe ausgesprochen salzgehaltstolerant und laichen noch im nördlichen Bottnischen Meerbusen bei einer Salinität von unter 2 PSU (Practical Salinity Units). Hier wachsen sie allerdings sehr langsam. In den meisten Fällen findet die Paarung der Heringe in flachen Wasserschichten statt. Rogner, die Weibchen, geben dabei zwischen 20.000 bis 50.000 Eier ab, die an Pflanzen als Substrat haften. Die Befruchtung durch die Männchen erfolgt anschließend. Eine Brutpflege wird nicht betrieben.

Anders als Forelle, Stichling oder Aal ist die Fischart Nase in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Mit der Wahl dieser in Deutschland regional stark gefährdeten und lokal bereits verschwundenen Fischart machen der Deutsche Angelfischerverband (DAFV), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) auf eine bedrohte Fischart aufmerksam, die für Flüsse mit kiesigem bis felsigem Untergrund in der sogenannten Äschen- und Barbenregion typisch ist.

Nase - Foto: Rainer Kühnis

Bestände stark zurückgegangen

Die Nase hat ihren Namen von dem nasenähnlich geformten Aufsatz auf ihrer Oberlippe, eine Anpassung an ihre Lebensweise. Sie ist ein Friedfisch, ernährt sich von Algen, die sie von Steinen und Kiesbetten abweidet. So wie Schnecken die Glasscheiben im Aquarium putzen, so hält die Nase glatte Oberflächen im Gewässer algenfrei. Sie war noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Fisch, der in schnell fließenden Gewässern sehr häufig vorkam, und auch „Brotfisch“ der Berufsfischer an der Donau genannt wurde. Heute sind Schwärme von hundert Fischen bereits eine Seltenheit. Weil die Laichhabitate entweder nicht mehr funktionsfähig sind oder aufgrund von Querbauwerken nicht mehr erreicht werden können, kann in geeigneten Gewässern der Besatz mit gezüchteten Jungtieren sinnvoll sein. Auch auf Verschmutzungen der Gewässer durch Schadstoffe sowie übermäßige Feinsedimenteinträge reagieren Nasen empfindlich.

„Nasen gehören wie auch die Barben zu den Karpfenfischen. Beim Abweiden der Algen von Steinen und Kies lagern sie den Gewässergrund um und verhindern damit die Bildung von Faulschlamm. Kiesbetten dienen vielen Fischarten, den Nasen und Barben aber auch den Salmoniden wie dem Lachs als Laichbetten. Nasen haben somit eine wichtige Funktion in unseren Fließgewässern. Ohne geeignete Laichhabitate können Fische nicht ablaichen und sich nicht vermehren. Für die Vermehrung der vielen Kieslaicher unter den Fischen ist ein guter Bestand an Nasen eine wichtige Voraussetzung,“

Dr. Christel Happach-Kasan, Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbandes

„Um den Schutz der Nase zu verbessern, müssen Wanderhindernisse in den Flüssen abgebaut oder passierbar gemacht werden und naturnahe Ufer, Kies- und Schotterbänke wiederhergestellt werden. Dies fordert auch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie für unsere Flüsse. Nur wenn die ganze Vielfalt von Strukturen und Lebensräumen vorhanden und erreichbar ist, können sich die Fischbestände – nicht nur die der Nase – langfristig wieder erholen. Die Nase steht daher stellvertretend für die gesamte Fischartengemeinschaft“

Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz

Zahlreiche Studien belegen, dass die Verbauung von Gewässern die wichtigste Ursache für den Rückgang der Nasenpopulationen ist. Die Schwärme erreichen keine geeigneten Laichplätze, sodass sie sich nicht mehr fortpflanzen und die Populationen überaltern. Angesichts der regional starken Bedrohung ist es dringend erforderlich, die Forderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie weiter zügig in Maßnahmen umzusetzen und die Gewässer wieder durchgängig zu machen und natürlicher zu gestalten.

Dass dies Erfolg haben kann und Nasenpopulationen sich erholen, zeigen die wenigen Beispiele, in denen ein Rückbau von Wehren stattgefunden und sich dadurch die Bestände wieder deutlich erholt haben. Die Nase kann daher als ein guter Indikator für den Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen angesehen werden.

Hintergrund

Die Nase kommt in Mitteleuropa nördlich der Alpen bis nach Osteuropa vor. Sie ist eine zu den karpfenartigen Fischen (Cyprinidae) gehörende Art, die in der Barben- und Äschenregion großer Ströme wie der Donau oder dem Rhein vorkommt. Sie wird bis zu 50 cm groß, kann Gewichte bis 2000 g erreichen, bleibt aber im Normalfall deutlich kleiner. Mit dem scharfkantigen Unterkiefer weiden die Nasen Algen vom Bodensubstrat ab und nehmen bodenlebende Kleintiere wie Insektenlarven oder Krebstierchen auf. Das Schuppenkleid ist silbrig, am Rücken etwas dunkler und bäuchlings heller gefärbt. Typisch ist das Aufblitzen des silbrigen Schuppenkleids bei der Nahrungsaufnahme, wenn sich die Nase seitlich wegdreht, um die Algen abzuziehen. Nasen leben natürlicherweise in Schwärmen von mehreren hundert Exemplaren.

Nasen laichen im Frühjahr von März bis Mai und unternehmen dabei Wanderungen von mehreren hundert Kilometern in den Fließgewässern. Laichplätze sind flach überströmte Bereiche in kleineren Seitenbächen. Hier werden 20.000 bis 100.000 ca. 1,5 mm große Eier/Weibchen in vorher geschlagene Laichgruben abgelegt. Die Larven leben zunächst im Kieslückensystem und ziehen dann als Planktonfresser an ruhigere Gewässerstellen. Das Schlagen der Laichgruben in den flachen Gewässern ist oftmals als deutliches, lautes Plätschern zu hören, vor allem dort, wo noch hunderte Nasen gleichzeitig laichen.

Der Atlantische Lachs (Salmo salar) wird Fisch des Jahres 2019. Mit der Wahl dieser in Deutschland vom Aussterben bedrohten Fischart machen der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) darauf aufmerksam, dass für den Schutz, die Erhaltung und die erfolgreiche Wiederansiedlung der Lachse passierbare Flüsse und geeignete Laichhabitate dringend wiederhergestellt werden müssen.

„Der Lachs ist ein anspruchsvoller Wanderfisch,

der unverbaute und saubere Flüsse und Bäche braucht, um vom Meer, seinem Hauptlebensraum, in seine Laichgebiete zu kommen und sich dort erfolgreich fortpflanzen zu können. Damit der Fisch des Jahres bald wieder in größerer Anzahl durch Flüsse wie den Rhein schwimmen kann, müssen wir die Anzahl der Barrieren in den Flüssen deutlich verringern und wirksame Auf- und Abstiegsanlagen errichten“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

„Der Lachs gehört bei uns zu den wohl bekanntesten Fischarten. Leider ist weit weniger bekannt, dass menschliche Aktivitäten die Lebensräume dieser Art zerstört haben. Es ist in den letzten Jahren gelungen, die Wasserqualität deutlich zu verbessern. Die Struktur der Gewässer: mangelnde Durchgängigkeit wie auch das Fehlen von Laichhabitaten in den Oberläufen erschweren die Wiederansiedlung dieser attraktiven Fischart. Die gemeinsamen Anstrengungen durch die Landesverbände des DAFV und einiger Fischereifachbehörden zur Wiederansiedlung zeigen erste Erfolge und müssen fortgesetzt werden. Dies wollen wir mit der Auszeichnung zum Fisch des Jahres unterstützen“, so die DAFV-Präsidentin Dr. Christel Happach-Kasan.

Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchschwammen Lachse regelmäßig Flüsse wie Rhein und Elbe. Die zunehmende Belastung mit Abwasser und der technische Ausbau der Gewässer zerstörten jedoch die Lebensräume und blockierten die Wanderwege dieser und anderer Fischarten.

Die seit den 1990er Jahren laufenden Bemühungen zur Wiederansiedelung des Lachses erhielten mit dem Inkrafttreten der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000 entscheidende Unterstützung. Fließgewässer werden seither schrittweise wieder durchwanderbar gemacht und flusstypische Lebensräume wiederhergestellt.

Bis in das schweizerische Rheingebiet wurden in den letzten Jahren wieder vereinzelte Lachse beobachtet. Auch in den kommenden Jahren ist vorgesehen den Fischauf- und -abstieg durch Wanderhilfen zu verbessern und Gewässer zu renaturieren. Dies ist dringend erforderlich, um für Lachse und andere Fischarten wieder geeignetere Lebensräume zu schaffen, und entscheidende Grundlage für die Entwicklung natürlicher Lachsbestände.

Seit 1984 wird der „Fisch des Jahres“ gekürt. Mit der Auszeichnung weist der DAFV auf schädigende Einflüsse des Menschen auf die Lebensräume der jeweiligen Fischart hin. Die Ernennung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Verband Deutscher Sporttaucher.

Hintergrund

Lachse gehören, wie auch die Forellen, zur Familie der Salmoniden (Lachsfische). Sie sind sogenannte anadrome Fische, die ihr Leben im Süßwasser beginnen, als Jungfische dann ihren Weg in die Meere suchen, um als geschlechtsreife und ausgewachsene Tiere wieder an ihren Geburtsort im Süßwasser zurückzukehren, um dort zu laichen. Auf ihren Wanderungen sind Lachse in der Lage, bis zu 2 m hohe Hindernisse zu überspringen. Atlantische Lachse werden 60 bis 100 cm lang und 3 bis 15 kg schwer, wobei einzelne Exemplare auch größer und schwerer werden können.

Der Lachs hat einen spindelförmigen Körper und gut entwickelte Zähne. Im Meer ist er silbrig, kurz vor der eigentlichen Laichzeit legen die Männchen dann eine Laichfärbung mit goldenen, roten und moosgrünen Farbtönen an. Der Unterkiefer des männlichen Fisches bildet sich dann zum charakteristischen „Laichhaken“ um. An den Laichplätzen angekommen, schlagen die Weibchen mit mächtigen Schwanzschlägen schüsselförmige Laichgruben mit einem Durchmesser von 1 bis 2 m in den Grund, in die sie ihre Eier ablegen. Die Eier werden während der Besamung mit Kies und Sand bedeckt und dadurch geschützt. Einige Lachse sterben nach dem Laichvorgang und nur wenige wandern als sogenannte Kelts wieder ins Meer ab.

Der Lachs hat hohe Umweltansprüche an seine Laichgebiete und benötigt naturnahe, bevorzugt kiesige bis steinige Gewässerbereiche mit geringen Feinsedimentanteilen und kühlem, sauerstoffreichem Wasser. Freie Wanderwege zu diesen Arealen sind überlebensnotwendig für den Fortbestand von Lachspopulationen. Der Lachs steht als vom Aussterben bedroht auf der Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands.

Das ursprüngliche Gebiet seiner Laichflüsse in Europa reichte südlich von Portugal und Nordspanien bis nördlich nach Island, von Westen nach Osten über Frankreich, Großbritannien, Deutschland, ganz Skandinavien bis nach Russland.

Lachse werden heute in großen Mengen in Aquakultur gezüchtet, besonders bekannt dafür sind Chile, Norwegen, Irland und Schottland. Der Lachs zählt in Deutschland zu den beliebtesten Speisefischen.

Der Dreistachlige Stichling ist Fisch des Jahres 2018. Gewählt wurde er vom Deutschen Angelfischerverband (DAFV) gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST).

Mit dem Dreistachligen Stichling (Gasterosteus aculeatus) fällt die Wahl auf eine besondere Kleinfischart, die vor allem aufgrund ihres charakteristischen Aussehens und einzigartigen Brutverhaltens zu den bekanntesten heimischen Fischarten gehört. Der Dreistachlige Stichling ist eine von vielen Fischarten, die ein außergewöhnliches Laichverhalten zeigen. Auch jährliche Laichwanderungen gehören dazu.

Mit der Wahl zum Fisch des Jahres wollen DAFV, BfN und VDST zeigen, dass auch Kleinfischarten wie der Dreistachlige Stichling besondere Aufmerksamkeit verdienen. Sie wollen deutlich machen, dass sich hinter Fischarten wie dem Dreistachligen Stichling einzigartige Lebens- und Verhaltensweisen verbergen und damit den Blick für die vielen Besonderheiten unserer heimischen Fischfauna schärfen.

 

 

Hintergrund

Stichling im Bodensee

Mit einer durchschnittlichen Gesamtlänge von fünf bis acht Zentimetern gehört der Dreistachlige Stichling zu den kleinsten heimischen Süßwasserfischen. Seine Verbreitung reicht von den küstennahen Gewässern bis in den alpinen Raum. Es wird zwischen einer stationären Süßwasserform und einer wandernden Form unterschieden, die jährlich aus ihren marinen küstennahen Lebensräumen zum Laichen in die Unterläufe der Flüsse zieht. Im Salzwasser halten sich Dreistachlige Stichlinge insbesondere im Schutz ufernaher Unterwasserpflanzen auf. In den Binnengewässern werden pflanzenreiche Flachwasserzonen in Seen bzw. langsam fließende sommerwarme Fließgewässer bevorzugt.

Der als Schwarmfisch lebende Stichling verändert sein Verhalten zur Laichzeit grundlegend. Die Männchen suchen dann im ufernahen Flachwasser Brutreviere und verteidigen sie vehement gegenüber Artgenossen. Auch das Erscheinungsbild ändert sich. Die Brust färbt sich rot, der Rücken blaugrün und die Augen funkeln silberblau. Mit diesem „Hochzeitskleid“ signalisieren sie den Weibchen ihre Fruchtbarkeit. Innerhalb kurzer Zeit baut das Männchen aus Pflanzen- und Algenmaterial ein Nest auf dem Gewässerboden. Nähert sich nach vollendetem Nestbau ein laichbereites Weibchen lockt das Männchen es mit ruckartigen Bewegungen, dem so genannten „Zick-Zack-Tanz“, ins Nest, wo es zur Eiablage kommt.

Stichling im Hochzeitskleid

Nach Verlassen des Nestes folgt das Männchen und befruchtet die Eier. Anschließend verlässt das Weibchen das Revier und das Männchen übernimmt die Brutpflege. Mehrere Wochen beschützt das Männchen die Jungfische, bis mit zunehmender Größe der Jungfische der Pflegetrieb des Männchens langsam erlischt, und es seine auffälligen Körperfärbungen wieder verliert. Das auffällige Balzverhalten des Stichlingmännchens mit den nachfolgenden Instinktbewegungen von Männchen und Weibchen haben den Stichling zu einem einzigartigen Untersuchungsobjekt für die Verhaltensbiologie gemacht.

Bilder: Silke Oldorff

Die Flunder (Platichthys flesus) ist Fisch des Jahres 2017 und zudem der einzige Plattfisch, dem man auch in unseren Flüssen begegnet.

Die Plattfischart wurde gemeinsam vom Deutschen Angelfischerverband (DAFV) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) zum Fisch des Jahres 2017 gewählt. Die Flunder ist ein ausgesprochen wanderfreudiger Fisch, der als Jungfisch teilweise vom Meer in die Flüsse einschwimmt. „Mit der Flunder als Fisch des Jahres 2017 wollen wir gemeinsam darauf aufmerksam machen, dass die Meere und Flüsse untrennbare Lebensräume darstellen und vielen Fischarten durch Querbauwerke wie zum Beispiel Wehre die natürlichen Wandermöglichkeiten genommen werden“, so die Präsidentinnen des DAFV, Dr. Christel Happach-Kasan und des BfN, Prof. Dr. Beate Jessel, in einer gemeinsamen Erklärung. Zudem werde mit der Wahl auf die Verschmutzung der Lebensräume in Küstennähe, die Gefahr von Überfischung durch die Berufsfischerei und die Gefährdung durch Ausbaggerung der Flüsse hingewiesen, so die Expertinnen weiter. Denn von den Veränderungen der Lebensräume durch Ufer- und Querverbauungen, Regulierungsmaßnahmen oder Schadstoffbelastungen ist nicht nur die Flunder, sondern sind auch viele andere Fischarten und aquatische Lebewesen betroffen.

Hintergrund

Die Flunder ist primär eine marine Fischart, die entlang der gesamten europäischen Küsten verbreitet ist. Sie ist nachtaktiv und gräbt sich tagsüber in Sand, Schlamm oder Schlick ein, sodass nur die Augen herausschauen. Sie frisst im marinen Bereich überwiegend Asseln, Würmer und Weichtiere, im Süßwasser Zuckmücken- und andere Insektenlarven. Zum Laichen wandern Flundern in tiefere Meeresgewässer, wo sie von Januar bis Juni ablaichen. Die erwachsenen Tiere verbleiben anschließend im Salzwasser und kehren nicht in Brackwasser- und Süßwasser-Habitate zurück.

Die Larven leben anfangs im Freiwasser und verdriften mit der Strömung an die Küsten. Ein Teil davon beginnt später in die Flüsse einzuwandern. Die Umwandlung in einen Plattfisch erfolgt bei einer Larvenlänge von etwa sieben bis zehn Millimeter. Die Augen wandern dann auf eine Seite des Körpers, bei der Flunder zu zwei Dritteln aller Exemplare auf die rechte Körperseite. Erst nach der Vollendung zum ungefähr 1 cm großen Plattfisch gehen die Tiere vollständig zum Bodenleben über.

Der Körper der Flunder ist seitlich abgeflacht und asymmetrisch aufgebaut, da beide Augen auf der gleichen Körperseite liegen. Flundern werden 20 bis 30 Zentimeter lang und haben ein durchschnittliches Gewicht von ca. 300 Gramm. In Ausnahmefällen werden sie bis zu 50 Zentimeter lang bei einem Gewicht von zwei bis drei Kilogramm. Eine Flunder kann bis zu 20 Jahre alt werden.

Von anderen Plattfischen wie Scholle oder Kliesche unterscheidet sich die Flunder durch ihre raue Haut, die sich beim darüberstreichen anfühlt wie Schmirgelpapier. Wenn man in einem Fluss auf einen Plattfisch trifft, handelt es sich immer um eine Flunder, denn nur dieser Plattfischart ist es möglich im Süßwasser zu überleben.

Die Flunder ist zwar nicht akut bestandsgefährdet, aber in den Fließgewässern findet man sie flussaufwärts nur noch bis zur ersten Querverbauung, da geeignete Fischaufstiegseinrichtungen meist fehlen.

In früheren Zeiten sind einzelne Flundern zur Nahrungssuche sogar mehrere hundert Kilometer weit in die Flüsse aufgestiegen. Aufgrund der Wasserverschmutzung waren lange Zeit keine Flundern mehr in den Flüssen zu finden. Mittlerweile werden jedoch wieder vereinzelt Flundern in den Flüssen beobachtet, im Rhein tritt sie seit Ende der 1980er Jahre regelmäßig auf.

Der Hecht (Esox lucius) wird Fisch des Jahres 2016.

Der Hecht ist eine der größten und bekanntesten heimischen Fischarten. Mit dem Hecht wurde eine Art gewählt, durch die die Zusammenhänge zwischen Natur- und Artenschutz sowie nachhaltiger, ver­antwortungsvoller Naturnutzung verdeutlicht werden können. Wenn Ufer und Auen renaturiert oder in einem naturnahen Zustand erhalten werden, dienen sie dem Hecht als Rückzugsraum und Laichplatz. Damit wird einerseits der Bestand dieses von vielen Anglerinnen und Anglern geschätzten Speisefisches gesichert und gleichzeitig Lebensraum vieler weiterer Tier- und Pflanzenarten verbessert.

 

Ausgewählt wurde der Hecht gemeinsam vom Deutschen Angelfischerverband (DAFV) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) und dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF). „Mit seiner unverwechselbaren Gestalt zählt der Hecht zu den bekanntesten heimischen Fischarten“, sagte Dr. Christel Happach-Kasan, Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbandes. Markant sind der langgestreckte Körper, die nach hinten verlagerte Rücken- und Afterflosse und vor allem das entenschnabelartige Maul. Er besiedelt stehende Gewässer vom kleinen Tümpel bis zum großen See, aber auch Fließgewässer vom Oberlauf bis hinab in die küstennahe Brackwasserregion. „Der Hecht ist beispielgebend für die vielen Fischarten, die zur Fortpflanzung auf intakte Ufer- und Auenbereiche entlang der Gewässer angewiesen sind. Nur wenn solche naturnahen Lebensräume erhalten bleiben oder wiederhergestellt werden, können die Bestände des Hechtes sowie vieler weiterer Fischarten zukünftig in unseren Flüssen erhalten werden“, sagte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Beate Jessel. Erfolgreiche Renaturierungsmaßnahmen zeigen, dass es gelingen kann, nicht nur dem Hecht, sondern auch zahlreichen anderen Tier- und Pflanzenarten wieder neuen Lebensraum zu geben. „Besatzmaßnahmen durch Angelfischer und Vereine sind auf Dauer keine Lösung. Aber sie helfen bei der Bestandsentwicklung in beeinträchtigten Gewässern“, ergänzte Happach-Kasan.

Hintergrund: Der Hecht (Esox lucius)

Der Hecht zählt zu den bekanntesten heimischen Fischarten. Er besiedelt stehende Gewässer vom kleinen Tümpel bis zum großen See, aber auch Fließgewässer vom Oberlauf bis hinab in die küstennahe Brack-wasserregion.

Der Hecht kann mit seinen zahlreichen spitzen, nach hinten gebogenen Zähnen hervorragend Beute packen: Fische aller Art, auch eigene Artgenossen, Frösche, gelegentlich auch kleine Wasservögel und Säugetiere wie Mäuse oder Bisamratten stehen auf dem Speiseplan. Die Durchschnittsgröße eines Hechtes liegt zwischen 50 und 100 Zentimetern. Weibliche Hechte können jedoch 1,30 Meter überschreiten und über 20 Kilogramm schwer werden.

Der Hecht ist ein standorttreuer Raubfisch. Er lauert gerne in Ufernähe regungslos auf seine Beute, die er im blitzschnellen Vorstoß ergreift. Als Einzelgänger versteckt er sich gerne zwischen Wasserpflanzen, Baumwurzeln, an Schilfkanten oder Uferböschungen. Dort ist er durch seine grüne bis bräunliche, durch gelbe Bänder durchbrochene Färbung ausgezeichnet getarnt.

Zur Laichzeit im zeitigen Frühjahr zieht der Hecht in krautreiche Flachwasserbereiche der Überschwemmungsflächen oder in kleine Gräben und Nebengerinne, wo die klebrigen Eier an Wasserpflanzen angeheftet werden. Solche für seine Vermehrung notwendigen Flächen sind typischerweise im Frühjahr überschwemmte Wiesen der Flussauen, aber auch die Flachwasserzonen und Überschwemmungsbereiche unserer Seen. Durch Trockenlegung von Wiesen und das Ausbleiben von Frühjahrsüberschwemmungen infolge von Regulierungsmaßnahmen sind geeignete Laichplätze selten geworden. Hinzu kommt der Verlust an geeignetem Lebensraum im Zuge der Uferbegradigung und Verbauung. Insbesondere die Jungfische sind auf die sich schnell erwärmenden Flachwasserbereiche mit ihrem großen Nahrungsangebot angewiesen.

Trotz der weiten Verbreitung sind die Bestände des Hechts

daher in vielen Gewässern gering. In der Roten Liste wird der Hecht als „ungefährdet“ eingestuft, der langfristige Bestandstrend zeigt jedoch einen mäßigen Rückgang der Bestände. Vorrangiges Ziel ist es daher, die Gewässer und ihre Auen auch für den Hecht wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen. Intakte Flussauen brauchen eine natürliche Überschwemmungsdynamik. Wo es möglich ist, müssen ehemalige Auen wieder zurückgewonnen werden. Dies ist gleichzeitig ein Beitrag zum Hochwasserschutz.

Bilder: Silke Oldorff

Der Huchen (Hucho hucho) wurde für das Jahr 2015 vom Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) gemeinsam mit dem Deutschen Angelfischerverband (DAFV) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) zum Fisch des Jahres 2015 gekürt. „Der Huchen gehört zu den zahlreiche Fischarten in unseren Fließgewässern, die durch den Verbau von Flüssen oder durch Gewässerverschmutzung stark bedroht sind.“, erklärt VDST-Umweltreferent und Biologe PD Dr. Ralph O. Schill. „Als Donaufisch, steht er aber auch stellvertretend für alle anderen europäischen Wanderfische, die in dem mit 2.900 Kilometern zweitlängsten Strom Europas leben, der zehn Länder durchfließt. Renaturierungs- und Schutzmaßnahmen müssen hier dringend grenzübergreifend stattfinden.“

Der Huchen – einer der größten heimischen Raubfische

Der Huchen lebte ursprünglich weit verbreitet in kühlen, schnell fließenden und sauerstoffreichen Zuflüssen der Donau. Mit über einem Meter und 50 Kilogramm gehört er ausgewachsen zu den größten Süßwasser-Raubfischen. Erst mit 4-5 Jahren wird er geschlechtsreif. Im zeitigen Frühjahr werden dann in Kiesbetten flache Gruben geschlagen, in die dann die Eier gelegt werden. Nach 25-40 Tagen schlüpfen die Fischlarven und ernähren sich in den ersten Jahren von kleinen Wirbellosen. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden.

Als einer der größten heimischen Vertreter aus der Familie der Lachse (Salmoniden) ist die natürliche, ursprüngliche Verbreitung des Huchen in Deutschland auf das Einzugsgebiet der Donau beschränkt, weshalb er auch als „Donaulachs“ bezeichnet wird. Für die Art besteht ein sehr hohes Risiko, dass sie in unmittelbarer Zukunft in der Natur ausstirbt. Für die starke Gefährdung sind die Überfischung der letzten Jahrzehnte, die Gewässerverschmutzung und vor allem die Gewässerverbauung verantwortlich. Daher wird der Huchen in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „gefährdet“ geführt. Im Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wild lebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume (Berner Konvention) wurde er in den Anhang III aufgenommen, der solche schutzbedürftigen Tierarten enthält.

„In den letzten Jahren gab es viele Besatzmaßnahmen, um den eleganten Fisch wieder in unsere Flüsse zurück zubringen“, so Schill. „Doch solange geeignete Lebensräume nicht durch eine konsequente Renaturierung geschaffen werden, hat der Huchen, der als Wanderfisch große Distanzen zurücklegt, keine Chance wieder in unsere Gewässer zurückzukehren.“

 

Verbau und Regulierung von Flüssen bedrohen nicht nur den Huchen

Anfang des 20. Jahrhunderts war der Huchen in der Donau noch bis weit oberhalb Ulm und in den Donauzuflüssen wie Isar, Lech und Regen anzutreffen.  Aber bereits 1881 gab es Hinweise auf die starke Behinderung der Wanderungen von Huchen durch die Errichtung von Wehren. Durch den mittlerweile starken Verbau und die massive Regulierung der Donau und ihrer Nebenflüsse sind die Wander- und Fortpflanzungsmöglichkeiten des Huchens so stark eingeschränkt, dass eine erfolgreiche Fortpflanzung und damit das Überleben in vielen Flussabschnitten nicht mehr möglich ist. Mit dieser Situation steht der Huchen stellvertretend für zahlreiche Fischarten unserer Fließgewässer.

Zwei Störarten waren bis in den Anfang des letzten Jahrhunderts in unseren Flüssen heimisch: der Europäische Stör (Acipenser sturio) in Elbe und Rhein und der Atlantische Stör (Acipenser oxyrhinchus) in der Oder. Inzwischen gelten beide Arten als ausgestorben. Der Verlust von Laichplätzen durch die Veränderungen der Gewässerstruktur, Aufstiegshindernisse durch Gewässerverbauungen sowie Verschmutzung und Überfischung sind Hauptursachen für das Verschwinden des Störs.

Der Stör ist ein Wanderfisch, der im Meer lebt, aber zum Laichen wie Lachs und Meerforelle in die Flussläufe aufsteigt. Ohne vom Meer in die Flüsse zu wandern, können Störe keine sich selbst reproduzierenden Bestände aufbauen. Der Deutsche Angelfischerverband hat den Stör als Fisch des Jahres gewählt, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Verbau unserer Fließgewässer durch Wehre und Wasserkraftanlagen die Wiederansiedlung von wandernden heimischen Fischarten verhindert. Bei der anstehenden Novelle des EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) muss der Fischartenschutz mehr Beachtung finden als bisher: Kein weiterer Verbau unserer Flüsse und Bäche, Investitionen in Fischtreppen und Umgehungsläufe, um den Fischen das Wandern zu ermöglichen.

Der Europäische Stör (A. sturio) war mit einer Maximallänge von über 5 Metern einst unsere größte heimische Fischart. Während des letzten Jahrhunderts sind seine Bestände drastisch zurückgegangen. In Deutschland gilt er als verschollen oder gar ausgestorben. Der Verlust von Laichplätzen durch die Veränderungen der Gewässerstruktur, Aufstiegshindernisse durch Gewässerverbauungen sowie Verschmutzung und Überfischung sind Hauptursachen für das Verschwinden des Störs.

Mit einem stammesgeschichtlichen Alter von 250 Millionen Jahren sind Störe älter als die Dinosaurier und zählen zu den urtümlichsten Wirbeltieren auf unserem Planeten. Seine lange Schnauze, die 5 Reihen von Knochenplatten auf seinem Körper, die weit nach hinten gerückte Rückenflosse und seine haifischähnliche, asymmetrische Schwanzflosse verleihen dem Stör ein einzigartiges Erscheinungsbild. Seine Nahrung, die hauptsächlich aus Würmern, Weichtieren, Krebsen und kleinen Fischen besteht, sucht er am Gewässergrund. Vier lange Barteln helfen dabei, Essbares mit dem vorstülpbaren Maul aufzunehmen.

Der Europäische Stör ist ein Wanderfisch, der den größten Teil seines Lebens im Meer oder im Brackwasser verbringt.  Zum Laichen steigt er, wie beispielsweise der Lachs, die Flüsse auf (anadrome Wanderung). Die Eiablage erfolgt im Frühsommer in der Strömung auf Kiesgrund. Die erwachsenen Tiere wandern danach wieder ins Meer oder Brackwasser zurück. Die Jungtiere bleiben im ersten Lebensjahr im Süßwasser und ziehen dabei langsam flussabwärts. Nach zum Teil langen Wanderungen im Meer werden die Männchen mit 9-13 Jahren, die Weibchen mit 11-18 Jahren geschlechtsreif.

Das Verbreitungsgebiet des Störs reichte von der Ostatlantikküste über Nordskandinavien bis Marokko, es gab ihn im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Seine Laichwanderung führte ihn in Rhein und Elbe jeweils bis in die Oberläufe. Noch in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde ein Stör in der Vechte, ein Nebenfluss der Ems, gefangen. Heute kommt der Europäische Stör nur noch selten im Nordostatlantik vor, von wo aus er in die Gironde in Frankreich zum Laichen aufsteigt. Das Gironde-Garonne-Dordogne Flusssystem stellt somit sein letztes Fortpflanzungsgebiet in Europa dar.

Forscher, Behörden, Angler und Artenschützer arbeiten seit Gründung der Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. 1994 gemeinsam daran, in deutschen Gewässern wieder sich selbst reproduzierende Bestände zu etablieren. Ursprünglich sollten dazu Störe aus dem Bestand der südfranzösischen Gironde in der Oder ausgesetzt werden. Begleitende genetische Untersuchungen von Museumsexemplaren, die aus der Ostsee stammten, wiesen darauf hin, dass es sich bei diesen Exemplaren um einen amerikanischen Verwandten, den Atlantischen Stör (A.  oxyrinchus), handelte. Er wanderte vor ungefähr 1200 Jahren über den Atlantik in die Ostsee und ihre Zuflüsse ein und wurde bei uns heimisch.

Zum Erhalt und der Wiedereinbürgerung sind vielfach mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz seit 1996 eine Reihe von Vorhaben realisiert worden, die die Wiedereinbürgerung der beiden Arten in Nord- und Ostsee zum Gegenstand hatten. Die Arbeiten wurden durch die Gesellschaft zur Rettung des Störs koordiniert und  wissenschaftlich vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB) und der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern begleitet. Das Vorhaben wurde 2013 als Beispielsprojekt der UN-Dekade der Biodiversität ausgezeichnet. Im Nordseeeinzugsgebiet wird mit dem Europäischen Stör (A. sturio) besetzt, im Ostseeeinzugsgebiet mit dem Atlantischen Stör (A. oxyrinchus).

Der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) unterstützt die Versuche, die unternommen werden, um den Stör als natürlichen und angestammten Bewohner unserer heimischen Gewässer zu retten. Schließlich wäre es mehr als schade, wenn er in Zukunft als ausgestorbene Art nur noch in unserer Erinnerung oder als seltenes Museumsstück existent wäre. Zudem ist der Stör durch die Vielzahl der genutzten Lebensräume und seine positive Verankerung in der Gesellschaft eine ideale Schirmart, um die Anforderungen der Flussfischarten für ein nachhaltiges Management auch zum Nutzen anderer, weniger charismatischer Arten, zu kommunizieren.

Die Forelle wird vom Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) gemeinsam mit dem Verband Deutscher Sportfischer (VDSF), dem Deutschen Angler Verband (DAV), dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) zum Fisch des Jahres 2013 gewählt. Damit soll auf die Bedrohung der natürlichen Lebensräume aufmerksam gemacht werden, um den Fortbestand der Forellen zu sichern.

Die zur Familie der Lachsfische (Salmonidae) zählende Forelle gehört wohl zu den bekanntesten heimischen Fischarten. Je nach Lebensweise unterscheidet man drei verschiedene Formen der gleichen Art: die Bachforelle, die Seeforelle und die Meerforelle. Die Bachforelle lebt in der Regel in Fließgewässern. Die Seeforelle kommt in Süßwasserseen vor, steigt zum Laichen aber in die Zuflüsse auf. Die Meerforelle verbringt ihr Leben größtenteils im Salzwasser. Im Meer hält sie sich bevorzugt in Küstennähe auf und steigt zum Laichen in Flüsse bis hin zu kleinen Bächen auf. Auf der Basis neuerer genetischer Erkenntnisse wird auch die These dreier verschiedener Arten diskutiert.

Durch die Regulierung und Verbauung unserer heimischen Flüsse und Bäche sind die natürlichen Lebensräume aller drei Forellentypen bedroht. Viele Barrieren in Form von Staustufen und Wehren behindern sie auf ihren Wanderungen und schneiden sie von ihren Laichrevieren ab. Zudem stellen die Turbinen von Wasserkraftwerken eine tödliche Falle für sie dar. Die Forelle benötigt naturnahe und durchgängige Fließgewässer. Nur dann haben die Forellen, wie auch andere Wasserbewohner, eine Chance als Schmuckstücke unserer heimischen Naturlandschaft erhalten zu bleiben.

Die Bachforelle kommt von Spanien bis zum Ural in ganz Europa in kühlen, sauerstoffreichen, fließenden und stehenden Gewässern mit Kies- oder Geröllgrund vor. Die Oberläufe der Fließgewässer bilden den bevorzugten Aufenthaltsraum und werden daher als Forellenregion bezeichnet. Als wertvoller Speisefisch wurden die Bachforellen in weiten Gebieten der Erde eingebürgert. Die Seeforelle findet man von Skandinavien bis zum Ural, auf den britischen Inseln sowie in den Voralpen- und Alpenseen. Die Meerforelle lebt im europäischen Küstengebiet von Portugal bis hoch in den Norden.

Je nach Lebensraum in den verschiedenen Gewässern entwickeln sich diese Fische unterschiedlich in Größe und Färbung sowie weiteren Merkmalen. Ausgewachsene Meer- und Seeforellen erreichen im Gegensatz zur kleineren Bachforelle (20 bis 60 cm und 0,5 bis 2 kg) meist eine Länge von 80 bis 100 cm und ein Gewicht von 10 bis 15 kg. Die drei Ökotypen sind problemlos kreuzungsfähig. Forellen haben einen spindelförmigen, seitlich nur mäßig abgeflachten Körper. Der Kopf ist relativ groß. Das endständige Maul reicht bis hinter das Auge und weist kräftige Zähne auf. Die Färbung der Forellen ist äußerst vielfältig und variiert sowohl zwischen den drei Formen der Forelle als auch zwischen einzelnen Populationen eines Ökotyps. Bachforellen haben eine gelbliche Grundfärbung und einen dunkel bräunlichen Rücken. Sie weisen meist rote, hell umrandete Tupfen auf. Dieses Merkmal unterscheidet sie von den See- und den Meerforellen, deren Schuppenkleid silbrig glänzt und mit schwarzen x- oder punktförmigen Flecken übersät ist. Die Meerforelle ist dem Lachs sehr ähnlich. Alle Jungtiere sind auf den Körperseiten dunkel gebändert. Forellen werden auch vom Laien leicht als solche erkannt. Im Gewässer sind sie jedoch oft schwer zu entdecken, da ihre Körperfarbe zur Tarnung dem Untergrund angepasst ist.

Je nach Verbreitungsgebiet findet die Laichzeit der verschiedenen Forellenformen zwischen Oktober und März im Süßwasser statt. Die Eier werden in eine flache Laichgrube gelegt, die das Weibchen im kiesigen Flussgrund durch kräftige Schwanzbewegungen anlegt. Die Brut schlüpft innerhalb von sechs bis acht Wochen und lebt weitere vier bis sechs Wochen lang im Kies von ihrem Dottersack, bevor sie anfängt kleinen Insektenlarven und Krebstieren nachzujagen. Später ernähren sich die Jungfische weiterhin von Insektenlarven und anderem kleinen Getier und nehmen auch geflügelte Insekten an der Wasseroberfläche auf. Als Adulte leben vor allem die großen Exemplare aller drei Formen in der Regel räuberisch und fressen Fische. Jungfische bleiben einen längeren Zeitraum im Laichgewässer, um dann in einen größeren Fluss, einen See oder ins Meer zu ziehen. Nur Bachforellen bleiben oft standorttreu. Geschlechtsreif werden Forellen nach etwa drei bis fünf Jahren. Die beliebte Regenbogenforelle ist übrigens keine heimische Art. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus Amerika eingeführt.

Gemeinsam mit dem Verband Deutscher Sportfischer (VDSF), dem Deutschen Angler Verband (DAV) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) haben wir das Neunauge zum Fisch des Jahres 2012 gewählt. Damit soll auf eine Verbesserung des Gewässerschutzes aufmerksam gemacht werden, um den Fortbestand der Neunaugenarten zu sichern.

Neunaugen weisen eine Hunderte Millionen Jahre alte Entwicklungsgeschichte auf. Wie in jedem Jahr ist es den Initiatoren ein besonders wichtiges Anliegen, auf die Gefährdung vieler Unterwasserlebewesen hinzuweisen, deren schleichender Verlust oft nur von Sporttauchern frühzeitig festgestellt werden kann. Mit den eigens dafür erstellten Postkarten möchten alle drei Verbände und das BfN Sporttauchern sowie Wassersportfreunden die Gelegenheit geben, sich intensiver mit gefährdeten Arten im Wasser auseinanderzusetzen.

Die vollständigen Postkarten können Sie herunterladen, wenn Sie auf die beiden Bilder klicken.

Ein Leben zwischen Erholung und Gefährdung

Neunaugen gehören mit einer Entwicklung von rund 400 bis 500 Millionen Jahren zur ältesten, noch lebenden Wirbeltierklasse der Erdgeschichte. Streng genommen zählen sie nicht zu den “Fischen”, sondern zu den sogenannten Rundmäulern. Aufgrund von Schutzmaßnahmen haben sich die Neunaugen-bestände in unseren heimischen Gewässern in den vergangenen Jahren  allmählich erholt. Im 19. Jahrhundert waren Neunaugen hierzulande noch weit verbreitet. Sie wurden durch die Fischerei genutzt und waren als Nahrungsmittel des Menschen bis ins 20. Jahrhundert beliebt.

Durch Verschmutzung und Verbau der Gewässer sind die Vorkommen stark zurückgegangen. Wo durch Regulierungen keine sandigen Sedimentbänke mehr auftreten oder durch Aufstau kiesige Laichplätze verloren gehen, verschwinden auch die Neunaugen. Hindernisse wie Querverbauungen können sie nicht überwinden und auch so manche Fischaufstiegshilfen nicht passieren. Sollte der Ausbau von Wasserkraftwerken und Querbauwerken vorangetrieben werden, könnte sich der mancherorts inzwischen wieder gebesserte Erhaltungszustand der Neunaugen wieder verschlechtern.

Der Mythos der neun Augen

Habitat

In Deutschland gibt es vier Neunaugenarten: Bach- und Flussneunauge, Ukrainisches Neunauge sowie das Meerneunauge. Statt des gewöhnlichen Fischmauls mit Ober- und Unterkiefer haben alle Arten einen kreisförmigen, innen bezahnten Saugmund an der unteren Seite des Kopfes. Der Körper ist aalförmig und hat keine Schuppen. Die deutsche Bezeichnung Neunauge ist sehr alt und entstand durch ungenaue Beobachtung. Die eigentlichen Augen, die nur einfach vorhandene Nasenöffnung und die sieben, seitlich gelegenen Kiemenöffnungen erwecken bei flüchtigem Betrachten den Eindruck, das Tier hätte neun Augen auf jeder Körperseite.

Saugkraft ermöglicht Nahrungsaufnahme und Fortplanzung

Alle Neunaugen laichen im Süßwasser ab und kommen dort zur Welt. Während die Bachneunaugen das ganze Leben im Süßwasser verbringen, handelt es sich beim Fluss- und Meerneunauge um Wanderarten. Direkt nach der Umwandlung zum erwachsenen Tier wandern sie in die Brackwasserregionen oder ins Meer ab. Dort ernähren sie sich parasitisch, indem sie sich an Fischen festsaugen und mit ihrem Zungenkopf die Haut aufraspeln. Dabei nehmen sie Blut und Gewebeteile auf. Teilweise bohren sie sich sogar bis in die Körperhöhle des Opfers vor. Im Gegensatz dazu nehmen Bachneunaugen im erwachsenen Zustand keine Nahrung mehr zu sich und werden somit auch nicht als Fischschädlinge auffällig. Mit dem Erreichen der Geschlechtsreife erlischt bei allen Arten die Nahrungsaufnahme.

Paarungsknäuel

Zur Fortpflanzung steigen Fluss- und Meerneunaugen

oft mehrere hundert Kilometer in die Flüsse zu ihren Laichgebieten auf. Im Frühling bilden sich Laichgesellschaften, die unter aktiven Paarungsspielen Laichgruben ausheben. Mit Hilfe des Saugmaules werden hierbei Steine aufgesammelt und entfernt. Nach dem Laichakt sterben die Neunaugen an Entkräftung. Die geschlüpften blinden Larven (auch Querder genannt) vergraben sich im Sand oder Schlamm. Der Kopf bleibt frei und filtert feine Nahrungspartikel wie Kleinlebewesen oder Pflanzenteilchen aus dem Wasser. Das Larvenstadium ist die längste Phase im Leben der Neunaugen. Es dauert mindestens fünf Jahre. Anschließend vollziehen die Tiere einen erstaunlichen Gestaltwandel vom Larven- zum Erwachsenenstadium.

Bilder: Silke Oldorff

Die Äsche ist Fisch des Jahres 2011. Als einen der elegantesten Fische unserer Flüsse haben wir zusammen mit dem Verband Deutscher Sportfischer e.V. (VDSF), dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) die Äsche zum Fisch des Jahres 2011 gewählt. Mit der Auszeichnung soll auf die akute Bedrohung ihrer Bestände in unseren Gewässern und auf die Beseitigung der Ursachen hingewiesen werden. Infolge struktureller Beeinträchtigungen ihres Lebensraumes sind die Bestände der Äsche sehr labil und dadurch stark gefährdet.

Ein gewürzter Name

Der lateinische Name der Äsche Thymallus thymallus ist auf ihren charakteristischen Geruch nach Thymian zurückzuführen. Die Freude aller Gewürzliebhaber vergeht allerdings schnell, denn bei der Zubereitung büßt die Äsche ihren schönen Duft wieder ein. Als Speisefisch erfreut sie sich bei Anglern dennoch großer Beliebtheit. Dem wirtschaftlichen Interesse hingegen konnte sich die Äsche erfolgreich entziehen.

Mit Fahnenschmuck auf Beutezug

Bei einer Länge von einem halben Meter kann das Gewicht einer ausgewachsenen Äsche bis zu anderthalb Kilogramm betragen. In seltenen Fällen werden Äschen bis zu 70 Zentimeter lang und drei Kilogramm schwer.

Für das extravagante äußere Erscheinungsbild ist hauptsächlich die große und besonders prachtvolle Rückenflosse beim Männchen verantwortlich. Die sogenannte Fahne erfüllt den Zweck, in der Zeit der Eiablage den Weibchen zu imponieren. Für den Akt der Vermehrung sucht die Äsche im Frühjahr dann geeignete Laichplätze mit Sand-Kies-Sedimenten auf.

Die Bedrohung des Wohnzimmers

Die Äsche bevorzugt als Standfisch in ihrer Komfortzone kühle, klare und raschströmende Flüsse und Bäche. Zur Lieblingsmahlzeit der Äsche zählen vor allem Kleintiere wie Insekten und Bachflohkrebse. Bei den größeren Exemplaren stehen zuweilen auch Kleinfische auf dem Speiseplan.

Als äußerst sensibler Fisch reagiert die Äsche mit einem unmittelbaren Fluchtreflex auf Gewässerverschmutzungen. Vor rund 20 Jahren waren die Bestände aufgrund der schlechten Wasserqualität daher wesentlich beeinträchtigt und für die Äsche galt nur noch das Prinzip Hoffnung. Zwischenzeitlich hat die Sauberkeit der Gewässer wieder zugenommen und die Lage der Äsche hat sich etwas entspannt. Neues Gefährdungspotenzial und aktuelle Entwicklungen lassen die Äsche jedoch nicht zur Ruhe kommen.

Probleme für den Lebensraum verursachen nach wie vor Wasserkraftwerke: Stauraumspülungen, bei denen Faulschlamm in die Gewässer gelangt, lassen einen Zustand starker Verunreinigungen entstehen. Im Schwallbetrieb arbeitende Kraftwerke führen zu einer erheblichen tagesrhythmischen Störung der Wasserführung eines Fließgewässers in Form von schwankenden Wasserständen sowie regelmäßiger Trockenlegung weiträumiger Kiesflächen. Auch hier hofft die Äsche auf ökologisch intakte Flusslebensräume, um mit kontinuierlichen Reproduktionserfolgen dauerhaft ihre Art erhalten zu können. Insbesondere Renaturierungen von Gewässern dürfen als lebenserhaltende Maßnahme für die Äsche gelten.